Gute Klimawandelanpassung durchläuft (mehrfach) folgenden Prozess:
In Österreich ist eine aktive, engagierte und gut organisierte Wissenschafts-Community an der Erforschung des Klimawandels tätig. Über 240 Wissenschaftler:innen haben 2014 auf ca. 1.000 Seiten den Stand des Wissens zum Klimawandel und dessen Auswirkungen für Österreich, sowie Erfordernisse und Möglichkeiten der Treibhausgasminderung und Klimawandelanpassung zusammengefasst. Die Ausarbeitung des 2. Österreichischer Sachstandsberichts – Austrian Assessment Report 2.0 (AAR2) ist bereits gestartet und soll noch 2025 veröffentlicht werden.
Informieren Sie sich über die wesentlichsten wissenschaftlichen Fakten zum Klimawandel in Österreich:
- Ursachen des Klimawandels
- Bereits beobachtete Klimaänderungen
- Klimaszenarien für Österreich
- Folgen des Klimawandels für unterschiedliche Sektoren
Was ist Klimawandelanpassung?
Klimawandelanpassung zielt darauf ab, auf bereits erfolgte und zukünftige Klimaänderungen (z. B. Anstieg der Hitzetage) vorausschauend zu reagieren und Maßnahmen zu setzen, um Schäden zu vermeiden und sich ergebende Chancen zu nutzen. Für die Anpassung steht eine breite Palette von Möglichkeiten zur Verfügung: etwa informative Maßnahmen, wie v. a. Bewusstseinsbildung, „grüne“ Maßnahmen, wie z. B. die Renaturierung eines Gewässers oder „graue“ Maßnahmen, wie z. B. technische Hangstabilisierungen oder technischer Hochwasserschutz. Diese können sowohl von betroffenen Bürger:innen als auch von Gemeinden, Regionen oder privaten und öffentlichen Einrichtungen durchgeführt werden.
Es gibt keine universelle Antwort auf die Herausforderungen durch den Klimawandel. Jede Gemeinde und jede Region hat ihre spezifische Situation und Ausgangslage. Dazu kommt, dass sich die Folgen des Klimawandels in jeder Region anders zeigen. Daher ist es wesentlich, dass sich jede Gemeinde und Region frühzeitig mit ihren Herausforderungen des Klimawandels auseinandersetzt und so langfristig eine gute Lebensqualität der Menschen und neue Möglichkeiten sichert.
Siehe auch: Zwei Säulen – Klimaschutz und Klimawandelanpassung
Politik zur Anpassung an den Klimawandel
Seit Jahren beschäftigen sich sowohl die Europäische Kommission als auch die öffentlichen Verwaltungen in den europäischen Ländern – darunter auch Österreich – mit der Frage, wie die Folgen des Klimawandels abgemildert und mögliche auftretende Chancen genutzt werden können.
Die erste Fassung der Österreichischen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel wurde im Oktober 2012 vom Ministerrat und im Mai 2013 von der Landeshauptleutekonferenz verabschiedet. Sie bildet seitdem in der jeweils aktualisierten Version einen umfassenden Rahmen für die sukzessive Umsetzung der Anpassung und beinhaltet konkrete Anknüpfungspunkte für alle Akteur:innen der Umsetzung. Nach 2017 wurde im April 2024 eine neuerliche aktualisierte Version vom Ministerrat verabschiedet. Alle Bundesländer waren bei der Erstellung der Österreichischen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel aktiv mit eingebunden. Die Themen Klimawandel, Klimaschutz und Klimawandelanpassung stehen bereits seit Jahren auf den Agenden der Landesverwaltungen – siehe auch Aktivitäten der Bundesländer im Bereich Klimawandelanpassung.
Setzt sich eine Gemeinde mit dem Thema Anpassung an den Klimawandel auseinander, bietet eine Bestandsaufnahme, also eine Beschreibung der Ist-Situation der Gemeinde eine gute Grundlage, um den kurzfristigen Handlungsbedarf abzuleiten. Hier geht es in einem ersten Schritt darum, die bereits auftretenden wetter- und klimabedingten Herausforderungen zu identifizieren. Hierfür sind die Erhebung und Einbeziehung von lokalem Wissen von großer Bedeutung.
Folgende Fragen sollten geklärt werden:
- Was führt bereits heute zu Problemen in der Gemeinde bzw. Region?
- Treten bestimmte Ereignisse häufiger auf?
- Welche Auswirkungen hatten bestimmte Ereignisse in der Vergangenheit?
- Wer war davon betroffen?
- Was wurde getan?
Erfahrungswerte aus der Vergangenheit zeigen, welche Bereiche in der Gemeinde besonders sensibel im Hinblick auf den Klimawandel sind. Zudem kann aus der Bewältigung oder Nichtbewältigung vergangener Ereignisse vieles für die Anpassung gelernt werden.
Neben den aktuellen wetter- und klimabedingten Herausforderungen sind eine Reihe von weiteren Einflussfaktoren maßgeblich für die Verwundbarkeit bzw. Anfälligkeit einer Gemeinde / Region verantwortlich. Diese sind zum Beispiel die aktuelle sozio-ökonomische und sozio-ökologische Situation (u. a. Bevölkerungsstruktur, Landnutzung, Anzahl der Arbeitsplätze, Pendler:innen, Verkehrsinfrastruktur, Gesundheitsversorgung, vorhandene Netzwerke, Vereine etc.). So sind je nach Sektor in diesem Zusammenhang beeinflussende Faktoren zu betrachten.
Für die Beschreibung der Ist-Situation in der Gemeinde kann eine SWOT-Analyse ein geeignetes Instrument sein. Dieses strategische Planungswerkzeug erlaubt es, die aktuelle Situation (in diesem Fall von einer Gemeinde bzw. einer Region) hinsichtlich Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken zu evaluieren und daraus die richtigen Schlussfolgerungen für zukünftige Planungen zu ziehen.
Berücksichtigung von Trends für die Ableitung des kurzfristiger Handlungsbedarfs
Um den vorsorgenden, langfristigen Handlungsbedarf einer Gemeinde bzw. einer Region abzuleiten, sind die zukünftigen Klimatrends sowie weitere sozio-ökonomische und sozio-ökologische Trends (z. B. Bevölkerungsentwicklung, Landnutzungsänderungen, Verkehrstrends etc.) zu betrachten.
Hier finden Sie Informationen zu Gefahren und Klimarisiken in Ihrer Region:
- Bereits beobachtete Klimaänderungen
- Klimaszenarien für Österreich
- CLIMA MAPs
- Klimastatusberichte
- KLAR! Klimainfoblätter – diese werden für jede KLAR! Region in der Konzeptphase maßgeschneidert zur Verfügung gestellt und sind auf den Regionsseiten verlinkt
- Folgen des Klimawandels für unterschiedliche Sektoren
- Gefahrenhinweiskarten: HORA Gefahrenhinweiskarten, Waldatlas, WISA – Wasserinformationssystem Austria, Geoportale der Bundesländer
Stehen Bereiche fest, in denen aufgrund der heutigen bzw. voraussichtlichen zukünftigen Situation Handlungsbedarf gegeben ist, sollten Anknüpfungspunkte für zu setzende Maßnahmen gefunden werden. Gemeinden verfügen im Rahmen ihrer Kernaufgaben (z. B. örtliche Raumplanung, Baugenehmigungen, Wasserver- und -entsorgung, Katastrophenschutz, Gemeindestraßen, Information der Bevölkerung etc.) über eine Reihe von Möglichkeiten, um Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel zu setzen. Viele bereits vorhandene Strukturen, Instrumente bzw. Prozesse in der Gemeinde oder der Region können hier als Anknüpfungspunkte dienen. In diesem Fall spricht man von Mainstreaming, in dem die Anpassung an die Klimafolgen mitbetrachtet und mitbehandelt wird. Im Förderkataster Klimawandelanpassung kann noch überprüft werden, ob es eine passende Förderung gibt.
Einen Überblick dazu bietet der interaktive CC-ACT-Maßnahmenplaner bzw. sind im Folgenden wesentliche Anknüpfungspunkte in Gemeinden und Regionen aufgelistet:
Raumplanung |
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Wasserwirtschaft |
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Katastrophenmanagement |
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Tourismus |
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Bauen und Wohnen |
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Verkehrsinfrastruktur |
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Gesundheit |
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Forstwirtschaft |
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Energie |
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Naturschutz |
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Wie konkrete Maßnahmen zur Anpassung an die Klimafolgen in Gemeinden und Regionen ausschauen können, zeigt die Tabelle unten. Es handelt sich hierbei jedoch um eine beispielhafte Auswahl und jede Gemeinde und Region muss selbst beurteilen, welche Maßnahmen relevant sind und wie die konkrete Umsetzung maßgeschneidert aussehen kann.
Inspirationen liefern auch Anpassungsmaßnahmen von bereits aktiven KLAR! Regionen bzw. weitere gute Praxisbeispiele, die in unseren Erfolgsprojekten zu finden sind.
Für die Planung von Anpassungsmaßnahmen finden Sie nachführend weitere Hilfestellungen:
- Methoden, Werkzeuge und einen Vorschlag zur Ausarbeitung von Maßnahmen finden Sie im FAMOUS-Handbuch.
- In der Werkzeugsammlung finden Sie weitere hilfreiche Informationen und Tools.
- Unterstützung, Beratung und Feedback bietet Ihnen auch die KLAR! Serviceplattform.
In der Planung von Anpassungsmaßnahmen ist es wesentlich, mögliche Wechselwirkungen auf andere Bereiche mitzudenken und Fehlanpassung zu vermeiden. Mehr Informationen dazu finden Sie hier: Gute Anpassung
Auslöser |
Maßnahme |
Anstieg der Durchschnittstemperatur |
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Hitze |
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Trockenheit |
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Schnee |
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kleinräumiger Starkregen |
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Hochwasser, Oberflächenabfluss |
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Massenbewegungen (Muren, Rutschungen, Steinschlag, Felssturz) |
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Sturm |
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Die Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen wird in der Regel durch eine begleitende Strategie oder einen Maßnahmenplan (z. B. KLAR! Anpassungskonzept) gesteuert. Sobald die wesentlichen Herausforderungen bekannt sind und notwendige Anpassungsmaßnahmen vorliegen, kann mit der Umsetzung gestartet werden. Der Anpassungsprozess ist dann auf gutem Weg, wenn folgende Punkte berücksichtigt wurden / werden:
- Ziele (Indikatoren) sind definiert
- Zeitpläne sind erstellt
- regelmäßige Steuerungsgruppen- und Projekttreffen finden statt
- Gemeinden und Akteur:innen werden laufend informiert bzw. in Aktivitäten miteinbezogen
- Aktivitäten und Fortschritte werden laufend dokumentiert
- die Öffentlichkeit wird über Projekte informiert
- Dranbleiben und Erfolge feiern!
- Holen Sie sich frühzeitig das politische Kommitment der Entscheidungstragenden in den Gemeinden. Diese müssen hinter dem KLAR! Programm stehen und diese Aktivitäten auch durch Eigenleistung unterstützen.
- Vernetzen Sie sich! Binden Sie Schlüsselakteur:innen so früh wie möglich in Überlegungen und den Prozess ein. Diese Personen sind die Expert:innen vor Ort, die regionale Probleme und Herausforderungen bestens kennen. Das erleichtert die Umsetzung und Akzeptanz der Maßnahmen enorm.
- Holen Sie sich Unterstützung! Konzentrieren Sie sich darauf, Gleichgesinnte mit ins Boot zu holen und Interessierte zu erreichen, anstatt mit Gegner:innen zu diskutieren. Diskussionen lohnen sich nur, wenn damit die Unterstützung einer wichtigen Schlüsselperson gewonnen werden kann.
- Wenden Sie sich an Expert:innen! Nutzen Sie das Angebot der KLAR! Serviceplattform für inhaltliche Fragen zur Antragstellung bzw. bei der Erarbeitung des Anpassungskonzepts.
- Holen Sie sich Inspiration von anderen Regionen! Es gibt viele bereits realisierte Good Practice Maßnahmen. Schmökern Sie in den Anpassungskonzepten der KLAR! Regionen. Durchforsten Sie bereits umgesetzte Praxisbeispiele der KLAR! Regionen und Projekte aus KLAR! Invest. Diese Beispiele können als Ideenquellen für Ihr Konzept und Anpassungsmaßnahmen dienen.
- Behalten Sie das „Große Ganze“ im Blick. Achten Sie bei der Planung der Maßnahmen auf eine ausgewogene Mischung von Schwerpunktthemen sowie bewusstseinsbildenden, grünen und grauen Maßnahmen.
- Legen Sie Wert auf Genauigkeit. Stellen Sie vor der Einreichung sicher, dass alle erforderlichen Unterlagen vorhanden sind und den formalen Kriterien entsprechen.