09.09.2025 – Newsletter-Beiträge – #09/2025

Alle mitnehmen: Klimawandel als Gemeinschaftsaufgabe

Dame fährt auf einem roten Fahrrade eine ländliche Straße entlang.

KEM-Managerin im Porträt. Die Energiewende gelingt nur gemeinsam, ist  Katharina Fuchs, Managerin der KEM Schwarzatal, überzeugt. Sie lenkt die Transformation in der Region nicht nur mit klarem Blick fürs große Ganze, sondern auch mit Herz für diejenigen, die oft übersehen werden: einkommensschwache Haushalte und von Energiearmut Betroffene.

 

„Gerade jetzt sind Energiegemeinschaften im Schwarzatal ein riesiges Thema“, sagt Katharina Fuchs, die in Ternitz zwei Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften* (EEGs) mit auf den Weg gebracht hat. Schon nach 14 Tagen zählten die beiden EEGs rund 300 Mitglieder, die ganz ohne klassische Werbung oder PR beitraten. Auch einkommensschwache Haushalte sollen berücksichtigt werden. Im Herbst startet Fuchs nun mit gezieltem Marketing und berät mittlerweile auch andere Gemeinden beim Aufbau von EEGs.

Speicher – Weichen in Zukunft. Mit Weitblick hat Ternitz seine Förderung von PV-Anlagen auf Speicher umgestellt. Fuchs sieht darin einen klugen Schachzug: „Denn mit der Anlaufstelle für private Speichergeräte rücken neue Energiekonzepte in Reichweite: Überschüssiger Sonnenstrom wird für spätere Stunden gespeichert – ein Baustein für die Energieautarkie.“ Erneuerbarer Strom aus Photovoltaik legte in der KEM Schwarzatal in den vergangenen Jahren kräftig zu: Die 13 Mitgliedsgemeinden verfügen aktuell über 2,25 MWp an kommunaler PV-Leistung, rund die Hälfte davon durch Bürgerbeteiligung finanziert. Die privaten PV-Anlagen der Region weisen knapp 30,3 MWp auf.

Sozial engagiert. Katharina Fuchs ist nicht nur Planerin, sondern auch Netzwerkerin. Seit Anfang 2024 baut sie mit Caritas, Sozialämtern, Energieberater:innen und Sozialmärkten Brücken zu Menschen, die von Energiearmut betroffen sind (der KEM-Newsletter berichtete). Sie ist überzeugt: „Wir dürfen niemanden zurücklassen. Die Transformation kann nur gelingen, wenn alle teilhaben.“ So geht sie aktiv auf Menschen zu, organisiert Beratungen direkt im Sozialmarkt und bringt ihr Wissen aktiv im Leitprojekt KEMeinsam gegen Energiearmut ein. Die Förderungsprogramme Sauber Heizen für Alle (Heizungstausch für einkommensschwache Haushalte) und Energiesparen im Haushalt: Beratung und Gerätetausch sind die aktuellen Stützen für Betroffene.

Die Dreiersiedlung, eine in den 1940er-Jahren errichtete Arbeitersiedlung in Ternitz, ist ein Paradebeispiel für die soziale und ökologische Erneuerung, die Fuchs vorantreibt: Mit der Schwarzatal Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsanlagen GmbH (SAG) und der Caritas arbeitet sie an einer Sanierung, die bezahlbar, inklusiv und nachhaltig sein soll. Das Forschungsprojekt Kooperativ Ternitz läuft noch bis ins Jahr 2027 (mehr dazu hier).

Mobilitäts- und Wärmewende. Ihre Handschrift zeigt sich auch beim Mobilitätswandel im Schwarzatal. Die KEM-Managerin veranstaltet jährliche Radwandertage, „Wadlpass“-Aktionen fürs Einkaufen mit dem Fahrrad und sorgte für eine neue Beschilderung der Schwarzatal-Radroute. Diese für Tourismus und Alltagsradverkehr gleichermaßen wichtige Route führt von Reichenau an der Rax bis nach Lanzenkirchen zum EuroVelo 9 („Thermenradweg“). „Das Schwarzatal als Modellregion für klimafreundliche Mobilität und Lebensqualität“, lautet das erklärte Ziel von Fuchs.

Seit dem 19. Jahrhundert und bis heute ist das Schwarzatal  auch ein wichtiger Industriestandort, hier gibt es Papier-, Stahl- und Kunststofffabriken. Die Einbindung industrieller Abwärme in Nah- und Fernwärmeverbünde steht für Fuchs daher ganz oben auf der Projektliste in der heuer gestarteten fünften Weiterführungsphase der KEM Schwarzatal. Ein Sanierungsfahrplan, die Digitalisierung mit Hotspot-Katastern („Hitzeinseln“) und die Begrünung von Verkehrsflächen sind weitere Maßnahmen, die für einen nachhaltigen Wandel sorgen sollen.

Mit Herz und Übersicht. Katharina Fuchs kennt nicht nur Theorie und Praxis, sondern auch die Menschen im Schwarzatal – aus zahlreichen LEADER-Projekten, an denen sie mitgearbeitet hat, aber auch durch ihr Engagement bei Veranstaltungen. „Die KEM im Schwarzatal ist viel mehr als Verwaltung: Sie ist ein lebendiges Miteinander mit Vision. So gelingt die Energiewende wirklich – und alle Menschen werden mitgenommen.“

In ihrer Freizeit versorgt die KEM-Managerin ihre Familie mit gesunder Ernährung aus ihrem Permakulturgarten, und manchmal bleibt auch Zeit zum Klettern.

 

* Die EEG Ternitz – Schwarzatal Mitte und EEG Schoeller – Schwarzatal Mitte. Ternitz wird von zwei Umspannwerken versorgt, daher waren zwei EEGs erforderlich, um der gesamten Stadtbevölkerung eine Teilnahme zu ermöglichen.

 

** Zur KEM Schwarzatal zählen die Gemeinden Altendorf, Buchbach, Bürg-Vöstenhof, Grafenbach-St. Valentin, Natschbach-Loipersbach, Neunkirchen, Payerbach, Prignitz, Reichenau an der Rax, Schwarzau im Gebirge, Ternitz, Wartmannstetten und Wimpassing im Schwarzatale.

 

Weitere Informationen:

KEM Schwarzatal

Modellregion:

KEM Schwarzatal

 

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