greenstarter im Porträt. Citizen Science und Bewusstseinsbildung in einem: Mit „Air Around“, einem mobilen Umweltdatenmessgerät des Vereins Luftdaten.at für den Innen- und Außenbereich, können Bürger:innen messen, welchen Schadstoff- oder Hitzewerten sie ausgesetzt sind. Aus den gesammelten Daten können nicht nur sie selbst lernen, sondern auch Wissenschaft, Planer:innen und politisch Verantwortliche.
Luftdaten.at entstand 2018 aus einer Bürgerinitiative, die über die Luftqualität in ihrem Umfeld Bescheid wissen wollte. Inzwischen verfügt der Verein über rund 400 selbst entwickelte und hergestellte stationäre und 120 mobile Messgeräte namens „Air Around“. Diese ermitteln Feinstaubwerte*, einen VOC**- und einen Stickoxidindex, aber auch Luft- und Oberflächentemperaturen sowie Luftfeuchtigkeit. Bald sollen sie auch verlässliche Werte für Ozon messen können.
Bürger:innen forschen. Das Luftdaten.at-Team setzt bei der Datenermittlung auf Citizen Science. Im Rahmen von Projekten oder Workshops werden Bürger:innen, Schüler:innen, Student:innen oder Mitarbeiter:innen zu Mitforschenden. Das hat zwei Effekte: Städte oder Gemeinden erhalten günstig lokale oder regionale Daten, die sie bisher nicht hatten, aber als Grundlage für Planungsentscheidungen gut brauchen könnten – besonders im Bereich Klimawandelanpassung. Und: „Die Teilnehmer:innen erkennen selbst, wie es um ihr persönliches Umfeld bestellt ist, und stehen danach Maßnahmen wie der Pflanzung von Stadtbäumen positiver gegenüber“, erklärt Obfrau Anna Hämmerle-Shahimy. Sie ist Biologin, Umwelttechnikerin und Unternehmensberaterin.
„Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zu öffentlichen Luftschadstoff-Messstellen, sondern als Ergänzung“, sagt Silvio Heinze, Luftdaten.at-Geschäftsführer und Spezialist für Data Science an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Die Messgeräte von Luftdaten.at arbeiten mit ihren Low-Cost-Sensoren zwar nicht ganz so genau wie amtliche Stationen, können dafür aber ins Detail gehen. „Wir können lokal erhöhte Luftschadstoffkonzentrationen oder Temperatur-Hotspots aufspüren, aber auch Coolspots – also Plätze, deren Mikroklima sogar während Hitzewellen erträglich bleibt“, so Hämmerle-Shahimy.
Preisgekrönt. Das bislang erfolgreichste Projekt von Luftdaten.at in Kooperation mit dem future.lab TU Wien heißt „OPUSH – Citizen Science Pilot Urban Heat Stories“. Es wurde mit dem „CliA 2024“, dem Österreichischen Staatspreis für Klimawandelanpassung, in der Kategorie Forschung ausgezeichnet. Im Projekt absolvierten Menschen über 70 ihre Alltagswege im Sonnwendviertel von Wien-Favoriten mit „Air Around“. Senior:innen zählen zu den besonders vulnerablen Gruppen bezüglich Hitze, und die von ihnen gesammelten Daten zu ihrer realen Hitzebelastung helfen der Stadtplanung bei Klimawandelanpassungsmaßnahmen.
Luftdaten.at will künftig maßgeschneiderte Citizen-Science-Projekte als Dienstleistung für Städte, Regionen und Unternehmen anbieten. Mit der Firmengründung lässt sich der Verein noch ein wenig Zeit und sucht aktuell nach Partnerschaften für Pilotprojekte. Die Gründer:innen freuen sich daher über Kontakte zu den Modellregionen (KEM und KLAR!). „greenstart hilft uns in der Strukturierung und Erweiterung unseres Angebots durch die Expertise der Coaches und die Vernetzung mit möglichen Partner:innen und Kund:innen“, meint Heinze.
* Feinstaubkonzentration: PM10-, PM2,5- und PM1-Werte
** VOC (volatile organic compounds): Flüchtige organische Verbindungen.
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