09.09.2025 – Newsletter-Beiträge – #09/2025

Speicher für Energiegemeinschaften

Herr in grünem Shirt knieht vor einem Speicher.

Die KEMs Vöckla-Ager, Traunsteinregion und Nachhaltiges Saalachtal haben sich mit der innovativen EEG Haunolding zusammengetan. In einem Leitprojekt entwickeln sie Speicherkonzepte für Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften (EEG) – besonders interessant für jene, die nur Photovoltaik als Erzeugungsanlagen haben.

Die meisten Menschen reden über Dinge, Thomas Hochleitner probiert sie aus. So zählte die kleine lokale EEG Haunolding, die der Verfahrenstechniker und nunmehrige HTL-Lehrer 2022 ins Leben rief, zu den ersten in Österreich gegründeten Energiegemeinschaften. Nun geht Hochleitner gemeinsam mit den drei KEMs einen großen Schritt weiter: „Speicherkonzepte für EEGs mit Wasserstoff und innovativen Wandlungsketten auf Basis von Echtzeit-Stromdaten“ lautet der Titel des Leitprojekts.

Rasch reagieren können. Üblicherweise erhalten EEGs nur die 15-Minuten-Messwerte der intelligenten Stromzähler – und das meist mit zeitlicher Verzögerung. Um einen Stromspeicher effizient und netzdienlich be- und entladen zu können, braucht man jedoch  Echtzeitdaten. Um diese von den EEG-Mitgliedern zu erhalten, setzen Hochleitner und sein Freund und Lehrerkollege Johannes Molnar auf Leseköpfe für Smart Meter, die sie selbst weiterentwickelten. Diese senden die Daten per WLAN oder über eine SIM-Karte an die EEG, wo sie ausgewertet werden und in ein Energiemanagementsystem einfließen.

„Wir können so alle 30 Sekunden feststellen, ob es in der EEG gerade einen Überschuss oder einen Mangel an Strom gibt“, erklärt Hochleitner. Den Saldo gibt die EEG ihren Mitgliedern bekannt, sodass diese sehen können, ob es gerade günstig (finanziell und fürs Stromnetz) ist, die Waschmaschine einzuschalten oder das E-Auto zu laden. Das bringt laut Hochleitner etwa 150 Euro Ersparnis pro Haushalt und Jahr.

Kurzzeitspeicher. Bereits seit 2023 betreibt die EEG Haunolding einen Kurzzeitspeicher (auf Basis von Lithium-Eisenphosphat). Denn sie verfügt wie viele andere kleine und mittlere EEGs lediglich über Photovoltaikanlagen, die  tagsüber viel, bei Schlechtwetter aber wenig und in der Nacht keinen Strom liefern. „Wir können nun mit der Batterie die Versorgung aufrechterhalten, auch wenn ein paar Wolken durchziehen, und im Sommer auch abends und nachts Strom liefern“, so Hochleitner.

Im Winter allerdings gibt es in der EEG Haunolding so gut wie gar nichts zu liefern, denn da fließt der Strom aus den vier Erzeugungsanlagen fast gänzlich in den Eigenverbrauch. So entstand die Idee von der Umwandlung von Überschussstrom in Wasserstoff, Langzeitspeicherung und  winterlicher Stromproduktion mit einer Brennstoffzelle. Auch ein Konzept für die Abwärmenutzung von Elektrolyseur und Brennstoffzelle wurde im Projekt erstellt.

Langzeitspeicher im Demoformat. Tatsächlich gelang es dem Projektteam* Anfang 2025, ein solches System zu installieren und die Software für den Betrieb zu programmieren. „Das System funktioniert, hat allerdings einen Schönheitsfehler. Der Wasserstoffspeicher ist viel zu klein. Wir können 60 kWh speichern, bräuchten aber  für die Versorgung der EEG im Winter deutlich mehr“, erläutert Hochleitner. Ein passender Speicher war schlicht nicht zu bekommen.

Zur Projekthalbzeit lautet die Zwischenbilanz von Hochleitner und den KEM-Manager:innen Sybille Chiari (Vöckla-Ager), Christian Hummelbrunner (Traunsteinregion) und Brigitte Eder (Nachhaltiges Saalachtal) daher: Die Kurzzeitspeicherung funktioniert im EEG-Betrieb mit Echtzeitdaten sehr gut. Die Langzeitspeicherung aber ist für kleine EEGs derzeit zu komplex und aufwendig. Doch prinzipiell funktionieren die Demoanlage und die Software. Im Großformat könnte die Nutzung von PV-Überschüssen zur Wasserstoffproduktion daher durchaus rentabel sein.

Weitere Teilprojekte. In der Folge konzentriert sich das Projektteam nun auf die netzdienliche Lastverschiebung durch die Echtzeitdatenerfassung. In Kalham ist sie bereits installiert. „In Vöcklabruck soll das Auslesen von Echtzeitdaten die EEG in die Lage versetzen, die Pumpwerke für das Trinkwassernetz optimiert mit EEG-Strom zu versorgen“, berichtet Chiari. Als nächstes will man im Technologiezentrum Gmunden PV-Überschüsse über eine Bürgerenergiegemeinschaft (BEG) zum Laden von E-Autos verwenden. „Der Lerneffekt dabei wird unter anderem sein, dass man für die Alltagswege keine volle Batterie benötigt“, schmunzelt Hummelbrunner. Bis Sommer 2026 soll das Leitprojekt abgeschlossen sein.

 

* Am Leitprojekt beteiligt sind weiters: M-TEC (Energiemanagementsystem und Batteriespeicher), Windischpower (Elektrotechnik und Batteriespeicher), HTL Saalfelden und FH Wels (Wasserstoffelektrolyse und Brennstoffzelle), Maschinenbau Otto Gruber (Sektorkopplung) und Mdrix (Wechselrichter und Batteriespeicher).

 

 

Weitere Informationen:

Leitprojekt

Onlinebeitrag/Videos/Webinare zur EEG Haunolding (Koordinationsstelle für Energiegemeinschaften)

 

 

Modellregionen:

KEM Vöckla-Ager (Kernteam)

KEM Traunsteinregion (Kernteam)

KEM Nachhaltiges Saalachtal (Kernteam)

KEM Elsbeere Wienerwald (Info und Austausch)

 

 

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