greenstarter im Porträt. Monitorius kommt zum Berg und ins Tal, um lokale Naturgefahren aufzuspüren – nicht mit Magie, sondern durch langfristige Messungen. Mit den gewonnenen Daten können Gemeinden und Behörden rechtzeitig Schutzmaßnahmen ergreifen, falls der Berg ins Tal zu kommen droht oder der kleine Bach zum reißenden Gewässer wird.
„Die Extremwetterereignisse werden häufiger und intensiver, so wie es die Wissenschaft vorausgesagt hat“, beobachtet der Geologe Marc Ostermann. Er hat vor der Firmengründung acht Jahre lang für die GeoSphere Austria gearbeitet. „Die bestehenden amtlichen Messstationen erfassen Daten nur in einem relativ grobmaschigen Netz. Für die Beurteilung von Gefahren wie Felsstürzen, Hangrutschungen oder Muren sind jedoch lokale Vor-Ort-Messungen unerlässlich, da sich bereits im benachbarten Tal völlig andere Bedingungen zeigen können.“
Multifunktional. „Zu Beginn konzentrieren wir uns vor allem auf geologische und meteorologische Daten, wollen die Messanlagen später aber je nach Bedarf auch mit weiteren Sensoren, zum Beispiel für Luftschadstoffe, ausstatten“, ergänzt Judith Käfer, die in ihrem früheren Berufsleben als Meteorologin bei der Austro Control für Sicherheit im Luftraum sorgte. „Auch Messungen für den Artenschutz wären denkbar, zum Beispiel mit Mikrofonen und einer KI-Auswertung der Vogelstimmen.“
Die Messanlagen von Monitorius werden individuell für die Bedürfnisse der jeweiligen Gemeinden oder Behörden zusammengestellt und bestehen aus einer Masterstation und mehreren kleinen mit ihr verbundenen Sensoreinheiten. Sie werden über kleine PV-Module mit Strom versorgt und messen unter anderem Temperatur und Feuchte von Luft und Boden sowie natürlich auch Erdbewegungen. Die Daten werden unter anderem mittels LoRaWAN an Monitorius geliefert, ausgewertet und auf einem 4D-Dashboard zur Analyse und Visualisierung für die Kund:innen einfach verständlich dargestellt.
Lernendes System. Aktuell sind erste Pilotanlagen in Tirol, Salzburg und Kärnten im Einsatz. Es wurden überall bereits Bewegungen detektiert, aber keine dramatischen Ereignisse. Das lernfähige System erkennt natürliche Erdbewegungen zuverlässig. „Eine zentrale Herausforderung besteht nun darin, jene Schwellenwerte zu bestimmen, ab denen Warnungen oder weitere Maßnahmen notwendig werden. Diese werden durch KI-gestützte Analysen von Messreihen ermittelt“, erklärt Ostermann.
Im Februar gründeten Käfer und Ostermann die JKMO Monitorius FlexCo. Für die Weiterentwicklung der Hard- und Software, der KI sowie der Dashboardvisualisierung möchte Monitorius noch heuer mindestens eine:n Mitarbeiter:in einstellen. Partner:innen für weitere Pilotprojekte und Investor:innen sind herzlich willkommen. Der eigentliche Markteintritt mit einem „schlüsselfertigen und kostengünstigen Komplettpaket“ ist in etwa einem Jahr geplant.
Die beiden Gründer:innen sind greenstart, der Start-up-Initiative des Klima- und Energiefonds, sehr dankbar für die Förderung des Entwicklungsprozesses von Monitorius und die vielfältige Unterstützung durch unterschiedliche Expert:innen. Und sie freuen sich auf mögliche Kooperationen mit KLAR!- und KEM-Regionen. „Denn oft betreffen Extremereignisse nicht nur eine Gemeinde, sondern ein ganzes Tal oder eine ganze Region“, weiß Käfer.
Breites Anwendungsfeld. Das langfristige Ziel des Start-ups ist ein wachsendes Monitoringnetzwerk für Gefahren durch und für die Natur. Stehen im alpinen Teil Österreichs Felsstürze, Hangrutschungen und Muren im Fokus, sind es im Osten vor allem Dürre (samt Brandgefahr) und Hochwasser. Die permanente Datensammlung kann aber nicht nur Leben retten, sondern auch wichtige Daten für Wissenschaft, Klimawandelanpassung und Bewusstseinsbildung liefern. Und die neue lokale Wettermessstation ist inkludiert.
Weitere Informationen:
Monitorius (in Vorbereitung)